Volontariat bei LoKa in Magdalena de Cao, Peru (Teil 1)

“Es bedarf nicht viel, um die Welt ein Stück weit zu verändern”

Volontariat in Perú, Englischprojekt in Magdalena de Cao

Mittlerweile befinde ich mich im vierten Monat meines sechsmonatigen Aufenthaltes als Volontärin in Magdalena de Cao, Perú.

Es hat überhaupt nicht lange gedauert und ich fühlte mich in diesem Dorf wie zuhause. Seine Bewohner haben mich sehr herzlich aufgenommen und trotz anfänglicher Verständnisprobleme – meine Spanischkenntnisse ließen zu wünschen übrig- gab es kaum Berührungsängste.

Ich wohne bei Señora Ana, einer alleinstehenden Frau, die Zimmer vermietet. Sie kümmert sich total liebevoll um mich und schaut auf mich, wie auf ihre eigene Tochter.

Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Tag hier im Dorf. Señora Ana hat mich allen möglichen Leuten vorgestellt und mich auch in die Schule gebracht. José und Frank, die Hauswarte der Schule, haben mich dann mit den einzelnen KlassenlehrerInnen bekannt gemacht. Als ich meine Schüler zum ersten Mal sah, wurde mir sofort warm ums Herz, ich wurde mit Umarmungen und Bussis in Empfang genommen. Der Direktor der Schule hat mit mir dann gleich einen Stundenplan für den Englischunterricht angefertigt.

Meine Arbeitswoche sieht wie folgt aus: Montag bis Mittwoch unterrichte ich in der Primaria, alle sechs Schulstufen, pro Tag jeweils zwei Klassen. Im Ganzen sind es 80 SchülerInnen, die an meinem Unterricht teilnehmen. Am Dienstag Abend biete ich einen Englischkurs für Erwachsene in der Casa de Juventud an. Donnerstags treffe ich Vorbereitungen für die kommende Unterrichtswoche und schreibe einen Wochenbericht. Manchmal nutze ich die Wochenenden, um Besorgungen in Trujillo, der nächstgelegen Stadt, zu erledigen oder ich verreise, um so viele Orte wie möglich dieses besonderen Landes kennenzulernen. Wenn ich die Wochenenden in Magdalena verbringe, gebe ich Sonntags Privatstunden.

„Schule“ funktioniert hier anders, ein Großteil der Kinder erscheint viel zu spät in der Schule. Der Unterricht beginnt nie pünktlich. Für mich war das anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, da ich großen Wert auf Pünktlichkeit lege. Doch ich gewann schnell die Erkenntnis, dass das hier überhaupt nicht der Fall ist, nicht nur in der Schule, sondern generell. Der Unterricht in der Schule ist sehr abwechslungsreich und nie langweilig. In den ersten Unterrichtsstunden ließ ich den Kindern Zeit, um mich kennenzulernen und sich an mich zu gewöhnen. Und auch für mich war das Unterrichten eine neue Herausforderung, da ich keine pädagogische Ausbildung habe. Ich merkte aber schnell, dass es dieser nicht unbedingt bedarf, viel wichtiger sind emotionale Intelligenz, Einfühlungsvermögen, viel Geduld und soziale Kompetenz. Nach und nach fand ich heraus, wie ich den Unterricht bestmöglich und effizient gestalten kann. Malen und Schreiben beispielsweise wirkt sich unglaublich beruhigend auf die Kinder auf. Sie lieben es, ein Arbeitsblatt auszufüllen und anzumalen. Es ist total schön mitanzusehen, wie konzentriert sie arbeiten können und wie stolz sie sind, wenn sie ihr fertiges Arbeitsblatt in Händen halten.

Was mir schnell bewusst wurde, ist, dass es den Kindern an eigenständiger Kreativität und Fantasie fehlt und, dass diese viel mehr gefördert werden müssen. Ein für mich sehr prägendes Erlebnis war, als ich eine Fantasiefigur an die Tafel gemalt habe, um mit den Kindern die Körperteile zu lernen, alle fragten mich, was bzw. wer das sei. Ich erklärte ihnen, dass das eine Figur der Fantasie ist und ein Junge der dritten Klasse fragte mich daraufhin, was denn Fantasie sei… Es ist ein großes Anliegen meinerseits hier an zu setzen und zu arbeiten und die Kreativität, Fantasie und selbständiges Denken der Kinder zu fördern.

Manchmal ist es schon eine große Herausforderung auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder einzugehen, vor allem in den Klassen mit an die 20 Kinder. Es gibt auch zahlreiche Kinder mit schwierigen Familienverhältnissen und Problemen, die besonders viel Aufmerksamkeit und vor allem Liebe benötigen. Diese Kinder suchen auch den ständigen Kontakt mit mir und es bedarf an sehr viel Feingefühl im Umgang mit diesen Kindern.

Auch wenn der Unterricht manchmal anstrengend ist, gibt es nichts schöneres, als das Lachen und Strahlen der Kinder, mit dem sie mich jede Stunde „bezahlen“. Für mich persönlich ist es sehr spannend zu beobachten, wie ich selber von Stunde zu Stunde an meiner Aufgabe wachse.

Der Unterricht mit den Erwachsenen läuft etwas komplizierter ab. Es fehlt den Leuten hier sehr an der Motivation etwas Neues zu lernen. Es fällt ihnen sehr schwer ihre Scheue abzulegen und das Angebot, gratis Englisch lernen zu können, anzunehmen. Ich habe vier Leute in meinem Kurs, die regelmäßig kommen. Generell variieren die Teilnehmer sehr. Anfangs waren es andere, als jetzt. Es bedarf dann besonderem Geschick, den Unterricht an die einzelnen Schüler anzupassen, da natürlich auch das Sprachniveau variiert. Anfangs habe ich mir sehr den Kopf darüber zerbrochen, wieso nur so wenige das Angebot annehmen. Aber mittlerweile mache ich mir keine Gedanken mehr, man kann niemanden zum Englisch lernen zwingen. Für jene, die lernen wollen, bemühe ich mich den Unterricht bestmöglich zu gestalten.

Momentan plane ich gerade die „Vacaciones Útiles“. Dabei handelt es sich um ein Projekt der sinnvollen Feriengestaltung, das meine Vorgängerin Angela Leben gerufen hat. Mit der Unterstützung von zwei Lehrerinnen aus Magdalena, werde ich auch in den Ferienmonaten Jänner und Februar in der Schule unterrichten. Abgesehen davon werde ich auch ein Baumpflanzprojekt organisieren, um das Umweltbewusstsein der Kinder zu schärfen. Ich möchte auch Kreativtage anbieten, wo die Kinder basteln, malen etc. können. Des Weiteren werden wir auch Ausflüge machen.

Grundsätzlich möchte ich noch anmerken, dass es eine wundervolle Aufgabe und Erfahrung für mich ist hier in Magdalena zu arbeiten. Ich danke LoKa sehr für die Organisation dieses Projektes, das einen wertvollen Beitrag für die Zukunft der Bewohner von Magdalena de Cao leistet! Was ich hier jeden Tag wieder aufs Neue lerne, ist, dass es nicht viel bedarf, um die Welt ein kleines Stück weit zu verändern.

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